Ein Teppich, der heute gern gekauft wird, weil er sich meist problemlos in jede noch so moderne Wohnzimmereinrichtung einfügt, ist der Berberteppich. Und gerade weil er in seiner Schlichtheit so modern wirkt, ist einem manchmal gar nicht bewusst, dass der Berber kein Designerteppich ist, der extra für die gemütliche Atmosphäre in unseren Wohn- und Schlafzimmern entworfen wurde, sondern ein „traditioneller“ Teppich ist.
Vielseitige Verwendung: Nomadenteppiche
Tatsächlich ist der Berberteppich – ähnlich wie der Gabbeh – ursprünglich ein Nomadenteppich. Benannt ist er nach den Menschen, die ihn herstellen, den Berbern, und er stammt aus Nordafrika – genauer gesagt: aus den sogenannten Maghreb-Staaten. Diese umfassen die Länder Algerien, Marokko, Tunesien und Libyen und Mauretanien, wobei die meisten Berber heute in Algerien und Marokko leben.
Nomadenteppich heißt erstmal, dass die Teppiche für den Eigenbedarf der Nomaden oder Halbnomaden geknüpft wurden und nicht nur als Bodenbelag, sondern als vielseitiges Möbelstück verwendet wurden. Da in Gegenden mit extremen Trockenperioden das Leben der Nomaden mit ihren Viehherden meist nur möglich war, wenn sie von Zeit zu Zeit den Ort wechselten, waren Möbelstücke wie Bett, Tisch und Stuhl für diese Lebensweise eher unpraktisch und ungeeignet. Stattdessen wurden Teppiche verwendet, die sowohl als Sitzgelegenheit, als Schlafstätte, Decke und Zeitbestandteil dienten und unterwegs kein allzu schweres und sperriges Gepäck darstellten.
Traditionell werden Berberteppiche von Frauen hergestellt. Früher wurden die Teppiche auf Webrahmen gewebt, allerdings werden die heutigen Berber, wie wir sie kennen, geknüpft. Je nachdem, wofür die gewebten Textilien gedacht waren, wurden manchmal auch mehrere gewebte Bahnen zusammengenäht. Verwendet wurde dafür die Wolle der Schafe und Ziegen, die wegen der Viehhaltung reichlich vorhanden war und zudem eine gute isolierende Funktion hatten, wenn es darin ging, die Zelte vor Wind, Sand und Kälte zu schützen.
Berberteppich: einfach und schlicht oder bunt und gemustert
Dass wir den Berberteppich heute vor allem als schlichten Teppich in hellen Naturfarben kennen, ist übrigens nicht nur eine Erfindung der Moderne, sondern hat ihren Ursprung in der Vergangenheit. So wurden viele Teppiche eben aufgrund ihrer Funktion als Nutzgegenstand nicht aufwendig gefärbt und gestaltet, sondern einfach aus ungefärbter Wolle gefertigt. Dennoch gibt es auch traditionelle Berberteppiche, die in leuchtenden Farben gehalten und mit einfachen geometrischen Mustern überzogen sind, die sich mehr oder weniger regelmäßig über die Oberfläche verteilen. Manche dieser Musterungen können sogar mystische Bedeutungen haben und wirken beispielsweise als Schutz gegen den bösen Blick. Allerdings ist es nicht so leicht, ihre Bedeutungen zu entschlüsseln, da sie zum Teil je nach Knüpferin ganz individuell gehalten sind, oder eigenen Traditionslinien folgen, die innerhalb der Familien oder Stämme weitergegeben wurden. Überhaupt ist die Geschichte der Berberteppiche nicht so gut dokumentiert, wie die anderer Teppichgattungen, da sie als Nomadenteppiche im Alltag meist starken Strapazen ausgesetzt waren und dadurch ihre Lebensdauer stark begrenzt war.
Die Knüpftechnik des Berberteppichs
Geknüpft werden die Berberteppiche heutzutage überwiegend in Marokko. Für ihre Herstellung wird der sogenannte Berberknoten verwendet, wobei die Knüpffäden einfach, doppelt oder sogar dreifach gelegt werden können. Daraus resultieren auch die Bezeichnungen der Teppiche: „simple“, „double“ oder sogar „triple“. Zusätzlich werden dieser Angabe meist noch Zahlen vorangestellt: 15/15, 18/18 oder 20/20 zum Beispiel – sie beziehen sich auf die Anzahl der Knoten. Je mehr Fäden und Knoten, desto dichter feiner und weicher der Teppich.
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