Wer sich hin und wieder mit Teppichen und Teppichkultur beschäftigt, der hat den Begriff Polenteppich vielleicht schon mal gehört – und sich gefragt, was das wohl ist.
Hinter dem Begriff versteckt sich etwas anderes, als man erwartet, denn der Polenteppich stammt nicht, wie man vielleicht denkt, aus Polen, sondern aus dem Iran. Unter Polenteppich versteht man eine kleine Gruppe iranischer Teppiche, die nach Europa gelangt sind und die man im 19. Jahrhundert fälschlicherweise für polnische Teppiche gehalten hatte, da man glaubte, auf einigen von ihnen ein polnisches Wappen erkannt zu haben. Es gilt aber als gesichert, dass diese Teppiche nicht in Polen, sondern im Iran angefertigt wurden und von vornherein für den Export nach Europa bestimmt waren.
Diese Polenteppiche sind äußerst kostbare Seidenteppiche, die mit Gold- und Silberfäden durchwirkt und in leuchtenden Farben gehalten waren – die heute allerdings zum Teil stark verblasst sind. Da sie stilistische Gemeinsamkeiten aufweisen, ist es durchaus möglich von ihnen als einer festen Gruppe von Teppichen zu sprechen, auch wenn man heute eher die Bezeichnung „sogenannte Polenteppiche“ verwendet. Heute sind noch etwa 200 bis 300 Stück erhalten, die sich in verschiedenen Sammlungen auf der ganzen Welt befinden.
Woher genau die Teppiche stammen und wann sie gefertigt wurden ist allerdings genauso wenig sichergestellt, wie die Frage, wer sie in Auftrag gegeben hat und aus welchem Grund sie in den Westen gelangt sind. Vermutet wird, dass sie im 16./17. Jahrhundert in Kaschan und Isfahan unter Schah Abbas I. gefertigt wurden, weshalb man auch von „Schah-Abbas-Teppichen“ spricht. Ob sie allerdings als Geschenke, Auftragsarbeiten oder Handelsgut in den Besitz europäischer Herrscher gelangten, ist nicht bekannt – tatsächlich gibt es zahlreiche ganz unterschiedliche Erklärungen hierzu.