Was ist eigentlich ein Boucherouite?
Man könnte sagen, ein Boucherouite ist der unbekannte kleine Bruder des Beni Ourain. Und zwar der wilde, bunte, chaotische und letztendlich auch vielseitigere Bruder. Wie zwei ungleiche Geschwister sehen die beiden grundverschieden aus – nur hin und wieder scheint die Familienähnlichkeit durch. Und verschieden ist nicht ihr Aussehen, sondern auch ihr Charakter, ihre Machart und Geschichte. Eine Sache aber habe sie gemeinsam: Sowohl der Boucherouite als auch der Beni Ourain sind unglaublich gefragte Teppiche. Sie bewegen sich nicht nur in gehobenen Preisklassen, sondern sind auch gern gesehene Gäste in Galerien und Museen.
Boucherouite: aus der Familie der Berber
Der Boucherouite entstand, als im letzten Jahrhundert das Nomadenleben immer weiter abnahm. Je weniger Nomaden mit ihren Tierherden durch die Gegend zogen, desto knapper und damit teurer wurde die Wolle. Die Frauen waren gezwungen für die Teppichherstellung auf andere Materialien umzusteigen und Textilien zu nehmen, die gerade verfügbar waren: alte Kleidung, Woll- und Stoffreste, aber auch synthetische Fasern. Die daraus gewebten Teppiche nannten sie „Boucherouite“, was in etwa „aus zerrissener und wiederverwendeter Kleidung gemacht“ bedeutet.
Jahrhundertealte Tradition und neues Design
Vom Hausteppich ins Museum
Dabei dürfte es nicht nur das interessante Aussehen der Boucherouite sein, das zu ihrer Beliebtheit (und ihrem Preis) beiträgt. Sondern auch die Tatsache, dass sie aufgrund ihrer Individualität und Vielseitigkeit zu den authentischsten Einrichtungsstücken zählen dürften, die es gibt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Einrichtungsgegenständen werden sie nicht von Designern entworfen, die einen bestimmten Stil oder eine Käufergruppe im Kopf haben. Jeder Boucherouite ist ein Unikat und verdankt sein Aussehen dem individuellen Geschmack seiner Weberin.
Neben ihrem wilden Aussehen gibt es aber noch einen weiteren Aspekt, der die Boucherouite so interessant macht. Denn die Teppiche erzählen auch ihre eigene Geschichte von der jahrhundertealten Berberkultur, ihrer Wandlung im Laufe der Zeit und ihrer Anpassung an moderne Lebensumstände.
Zu welcher Einrichtung passt der Boucherouite am besten?
Da die Boucherouite im allgemeinen für den alltäglichen Gebrauch entworfen werden, sind sie recht strapazierfähig und vielseitig einsetzbar. Deshalb machen sie sich auch außerhalb von Galerien und Museen in normalen Wohnungen ganz gut. Sie passen beispielsweise zu Shabby Chic-Einrichtungen oder zum Vintage Stil. Besonders zu empfehlen ist der Boucherouite auch für Kinderzimmer. Dort ist er nicht nur aufgrund seiner knallbunten Farben und dem wuscheligen Flor beliebt, sondern auch weil Flecken darauf kaum auffallen.
Der Boucherouite passt aber auch zu schlichten Einrichtungen, besonders wenn diese in hellen Farben gehalten sind. Dann ist er mehr als jeder andere Teppich dazu geeignet, für Wärme und Lebendigkeit im Raum zu sorgen. Ansonsten kann man natürlich auch überlegen, den Teppich wie im Museum und in einer Galerie an die Wand zu hängen. Ein bunteres und eigenwilligeres Bild wird man nur schwer finden.