Kürzlich haben wir in unserem Sukkulenten-Artikel erwähnt, dass Sisalteppiche aus Agaven gemacht werden. Genauer gesagt aus Sisalagaven. Aber was genau ist eigentlich Sisal und wie stellt man ihn her, bzw. wie erntet man ihn oder wie auch immer man Sisal macht? Diese und weitere Fragen beantworten wir in unserem heutigen Blogbeitrag, in dem wir uns den Weg von der Agave zum Teppich einmal genauer ansehen.
Die Sisalagave
Die Sisalagave (Agave sisalana) ist eine von mehreren hundert Agavenarten – und die einzige, aus der man Sisal produzieren kann. Zwar kann man auch aus den anderen Agavenarten viele nützliche Dinge herstellen, aber weil Sisal als Rohstoff so gefragt ist, ist die Sisalagave wirtschaftlich gesehen die wichtigste Agavenart.
Die Sisalagave stammt ursprünglich aus Mexiko, wo auch ihr Namen herkommt: Von der Hafenstadt Sisal, von der aus man früher Sisalfasern in die weite Welt verschickt hat. Heute ist die Sisalagave in vielen Ländern zu Hause, vor allem dort, wo ein trockenes und heißes Klima herrscht. (Wir erinnern uns: Sukkulenten sind Pflanzen, die besonders gut darin sind, lange Wasser zu speichern.) Die wichtigsten Länder für den Sisalanbau sind Brasilien, Kenia und Tansania.
Von der Sisalernte zum Teppich
Die Sisalfasern befinden sich in den langen, spitzen Blättern der Agave, die ringförmig einen kurzen Stamm wachsen. Bei der Ernte werden die Blätter am Stamm einfach abgeschnitten. Allerdings nicht alle. Es müssen immer ein paar Blätter am Stamm zurückbleiben, damit die Pflanze nicht abstirbt und damit weitere Blätter nachwachsen können.
Nach der Ernte wird das Blattgewebe maschinell entfernt und die innenliegenden Fasern freigelegt. Anschließend werden die Sisalfasern eingeweicht und gewaschen, wobei sie vollständig vom restlichen Blattgewebe befreit werden. Nach dem Trocknen in der Sonne werden die Fasern durch Klopfen und Bürsten wieder geschmeidig gemacht.
Anschließend geht es darum, die Sisalfasern nach Qualität zu sortieren, zu bündeln und für den Transport zu verpacken. Nach dem Verschicken müssen sie eigentlich nur noch gefärbt und gesponnen werden. Übrigens: Da man einzelne Sisalfasern nicht gut spinnen kann, nimmt man dafür Faserbündel. Und dann muss eigentlich nur noch der Teppich gewebt werden.
Die Vorteile von Sisalfasern
Sisalfasern sind Hartfasern. Das heißt, dass sie sehr grob sind und sich nicht gut verspinnen lassen. Deshalb ist Sisal auch nicht für die Herstellung von Kleidung geeignet – dafür werden normalerweise Weichfasern wie Jute oder Baumwolle verwendet.
Dafür hat Sisal andere Vorteile: Sisal ist ausgesprochen reißfest, sehr widerstandsfähig und vielseitig verwendbar. Aus diesem Grund kommt Sisal in den unterschiedlichsten Produkten vor: Die Schifffahrt nutzt Sisal für Seile und Taue. Es gibt Netze und Hängematten aus Sisal, Sonnenhüte und Kratzbäume für Katzen. In der Landwirtschaft kommt Sisal beim Zusammenbinden von Heuballen zum Einsatz, in der Bauindustrie als Dämmmaterial. Sisal findet sich in Poliermaschinen und in Spezialpapieren wie Zigarettenpapier. Und natürlich im Sisalteppich, der ja auch besonders trittfest und strapazierfähig ist.
Sisal ist deshalb ein weltweit gefragter Rohstoff. Und da der Trend seit einigen Jahren immer mehr zu nachwachsenden und biologisch abbaubaren Rohstoffen geht, könnte die aktuelle Sisalproduktion von ca. 400.000 Tonnen pro Jahr in Zukunft noch weiter steigen.
Der Sisalteppich
Die Vorteile eines Sisalteppichs liegen auf der Hand: Ökologisch, nachhaltig und sehr strapazierfähig. Ein Sisalteppich fusselt nicht, ist antistatisch und deshalb für Allergiker sehr gut geeignet. Er ist pflegeleicht und, da er Feuchtigkeit binden kann, auch gut fürs Raumklima. Und, ja, es geht noch weiter: Beispielsweise kann man seinen Sisalteppich in Wunschmaß bestellen und sich bei der Zusammenstellung der Farben richtig austoben. Da muss es doch auch irgendwo Nachteile geben. Nun ja, wer einen dicken, flauschigen und kuscheligen Teppich bevorzugt, der ist mit Sisal tatsächlich nicht gut beraten. Und wer einen Teppich sucht, der Nässe verträgt, der sollte auch etwas anderes als Sisal in Erwägung ziehen.
Noch ein paar Worte zu den Agaven
Zum Abschluss gibt es noch ein paar spannende Agaven-Infos: Alle Agavenarten blühen nur einmal in ihrem Leben. Dann wächst aus der Mitte der Pflanze ein Blütenschaft, der mehrere Meter hoch werden kann. Bei der Sisalagave erreicht er beispielsweise eine Höhe von 5 bis 6 Metern. Nach der Blüte, und das gilt leider auch für alle Agavenarten, sterben die Pflanzen.
Man kann aus Agaven nicht nur Teppiche, Sonnenhüte und Hängematten machen. Sondern noch so einiges mehr. Einige Arten werden für die Gewinnung von Arzneistoffen wie Cortison genutzt. Und zur Herstellung von Nahrung, wie Agavendicksaft. Ach ja, und Alkohol kann man auch aus Agaven machen. Beispielsweise das mexikanische Nationalgetränk, Pulque. Und noch ein weiteres, sehr bekanntes alkoholhaltiges Getränk: Tequlia. Irgendwie kann man so ziemlich alles aus Agaven machen. Sie kommen beim Häuserbau zum Einsatz (Dämmmaterial) und in der Medizin. Sie werden als Nahrung genutzt (Agavendicksaft), man kann Alkohol aus ihnen machen, Sonnenhüte, man kann Schiffe mit ihnen festbinden, und man kann- natürlich – trittfeste, ökologische Teppiche aus ihnen herstellen.